FAQs

FAQs

Wie funktioniert der Test?
1. Könnte das Ergebnis von der Reihenfolge der beiden Teile abhängen? Ich musste zunächst die erste Kategorie mit positiven Wörtern gruppieren. Später fand ich es dann schwierig, die zweite Kategorie mit positiven Wörtern zu gruppieren.
2. Wie misst der IAT implizite Einstellungen?
3. Was bedeutet es, wenn ich ein Ergebnis erhalte, von dem ich nicht glaube, dass es auf mich zutrifft? Oder: Warum bekomme ich unterschiedliche Ergebnisse, wenn ich den Test zweimal mache?
4. Wegen des roten X musste ich im Test Antworten geben, die ich nicht richtig fand. Heisst das, der Test ist für mich nicht geeignet?
5. Wo kann ich detaillierte wissenschaftliche Diskussionen zum Ansatz des IAT und zur Sozialen Kognition finden?

Spezifische Tests
6. Junge Menschen zeigen eine automatische Vorliebe für "jung". Zeigen ältere auch eine automatische Präferenz für "alt"?
7. Warum werden für die Gruppen "weiss" und "schwarz" Gesichter benutzt?
8. Stammt die Bevorzugung von Weissen gegenüber Schwarzen im Rassen-IAT einfach daher, dass die Gruppe, der man selbst angehört, eher bevorzugt wird?
9. Zeigen schwarze Teilnehmende im Rassen-IAT eine Vorliebe für Schwarze gegenüber Weissen?
10. Bevorzugen Kinder automatisch Weisse gegenüber Schwarzen?

Interpretation
11. Was bedeutet es, wenn mein IAT-Testergebnis als "schwach", "mittel" oder "stark" bezeichnet wird?
12. Ich bekam die Rückmeldung, dass es zu viele Fehler gegeben hat, um ein Ergebnis ermitteln zu können. Heisst das, dass ich keine automatische Präferenz habe?
13. Wann stimmen implizite Einstellungen mit expliziten überein?
14. Was kann ich tun, wenn sich bei mir eine automatische Präferenz zeigt, die ich lieber nicht hätte?
15. Falls das Testergebnis darauf hinweist, dass eine Gruppe gegenüber einer anderen bevorzugt wird, könnte dies an der unterschiedlichen Vertrautheit mit den jeweiligen Gruppen liegen?
16. Bedeutet es, dass ich Vorurteile habe, wenn das Ergebnis im Rassen-IAT eine automatische Vorliebe für Weisse zeigt?
17. Zeigen sich auch in anderen Ländern als in den USA automatische Vorlieben für bestimmte ethnische Gruppen oder Rassen gegenüber anderen?
18. Warum bevorzugen viele Menschen Weisse gegenüber Schwarzen?

Definitionen
19. Was ist eine "implizite" Einstellung?
20. Was ist ein "implizites" Stereotyp?
21. Was sind "explizite" Einstellungen oder Überzeugungen?
22. Was ist der Unterschied zwischen "implizit" und "automatisch"?
23. Was ist der Unterschied zwischen "Präferenz" oder "Einstellung" und "Assoziation"?

Wenn irgendwelche technischen Schwierigkeiten auftraten, besuchen Sie bitte die Lösungen zu gängigen Problemen, oder berichten Sie uns Ihre Schwierigkeiten. Falls Sie weitere Fragen haben oder uns Ihre Überlegungen mitteilen möchten, schicken Sie bitte eine E-Mail an liesen@isp.uzh.ch.

  1. Könnte das Ergebnis von der Reihenfolge der beiden Teile abhängen? Ich musste zunächst die erste Kategorie mit positiven Wörtern gruppieren. Später fand ich es dann schwierig, die zweite Kategorie mit positiven Wörtern zu gruppieren.

    Antwort: Die Reihenfolge, in der die Testteile bearbeitet werden, beeinflusst manchmal das Endresultat einiger Tests. Allerdings ist dieser Unterschied sehr gering und kürzliche Änderungen des Tests konnten den Einfluss der Reihenfolge noch stärker reduzieren. Wegen dieses Reihenfolgeneffekts wird die Reihenfolge der Testteile aller Test, die auf dieser Website absolviert werden, zufällig zugewiesen. Für alle Daten, die wir präsentieren, haben wir sichergestellt, dass die Hälfte der Teilnehmer die A dann B Abfolge und die andere Hälfte die B dann A Abfolge bearbeitet hat. Durch dieses Aufgabendesign hat die Reihenfolge nur noch minimalen Einfluss auf das Ergebnis. Wenn Sie testen möchten, ob die Reihenfolge ihren Test beeinflusst hat, können Sie ihn einfach noch einmal machen und nur dann abschliessen, wenn die Reihenfolge beim zweiten Anlauf umgekehrt ist. Wenn Sie den Test somit zweimal machen und unterschiedliche Ergebnisse erhalten, ist die Mitte zwischen beiden der beste Schätzwert für Ihr Resultat. Weitere Informationen zum Reihenfolgeneffekt finden Sie in diesem Artikel (Nosek, Greenwald, & Banaji, im Druck).

  2. Wie misst der IAT implizite Einstellungen?

    Antwort: Beim IAT werden Sie gebeten, zwei Konzepte (z.B. "jung" und "gut" oder "alt" und "gut") zu verbinden. Je enger Sie die beiden Konzepte assoziieren, desto einfacher wird es für Sie, diese als eine Einheit zu reproduzieren. Wenn Sie also "jung" und "gut" stark verbinden, wird es für Sie einfacher zu reagieren, wenn für beide Konzepte die gleiche Antwort gegeben werden muss (das heisst, die E- oder I-Taste) und Sie werden deshalb schneller reagieren können. Wenn Sie "alt" and "gut" nicht so stark assoziieren, wird es für Sie schwerer, schnell zu reagieren, wenn diese beiden Merkmale verbunden sind. Daraus kann ein Mass gebildet werden, wie stark zwei Konzepte im Vergleich zu einer anderen Kombination assoziiert sind: Je stärker die Assoziation, desto kürzer sollte Ihre durchschnittliche Reaktionszeit sein. Der IAT ist eine Methode zum Messen impliziter bzw. automatischer Assoziationen. Es gibt auch andere Methoden mit anderen Abläufen, die in Laborstudien untersucht wurden.

  3. Was bedeutet es, wenn ich ein Ergebnis erhalte, von dem ich nicht glaube, dass es auf mich zutrifft? Oder: Warum bekomme ich unterschiedliche Ergebnisse, wenn ich den Test zweimal mache?

    Antwort: Es kann sein, dass Sie den Test ernster nehmen als er es verdient! Die Ergebnisse sind nicht zu 100 % akkurat. Es ist normal, dass sie bei wiederholter Testung zumindest ein wenig variieren. Sie werden dies vielleicht merken, wenn sie einen Test ein zweites Mal machen. Deshalb raten wir Ihnen insbesondere, Tests zu wiederholen, deren Ergebnis sie überrascht. Wiederholt sich das Ergebnis, so ist es als deutlich vertrauenswürdiger einzustufen als nur das erste Testresultat allein. Unterscheidet sich das Ergebnis, so bilden Sie am besten den Durchschnitt aus den verschiedenen Resultaten. Für den äusserst seltenen Fall, dass das Ergebnis von Fall zu Fall stark variiert, sollten Sie das Ergebnis als nicht aussagefähig betrachten. Neben der normalen Variation in der Reliabilität des IAT ist weiterhin bekannt, dass der IAT durch Unterschiede im sozialen Setting (z.B. wenn während der Bearbeitung andere Personen anwesend sind) und kürzliche gemachte Erfahrungen beeinflusst wird. Diese Faktoren beeinflussen die Konsistenz der Messungen über die einzelnen Mess-Situationen. Weitere Informationen über die Reliabilität des IAT finden Sie bei Nosek, Greenwald, & Banaji, im Druck. Weitere Informationen über die Verzerrung von impliziten Einstellungen und Stereotypen finden Sie bei Blair, 2001.

  4. Wegen des roten X musste ich im Test Antworten geben, die ich nicht richtig fand. Heisst das, der Test ist für mich nicht geeignet?

    Antwort: Die Einführungsseite für jeden IAT beinhaltet die Wörter, Namen und/oder Bilder, die im Test vorkommen. Weiterhin wird die Kategorie genannt, in die die jeweiligen Wörter gehören (beispielsweise "gut": wundervoll, schön, fröhlich, Freude, lächeln). Allerdings ist es manchmal schwer, das Bild klar zu sehen oder sich an die Kategorie, in die es gehört, zu erinnern, wenn der Test erst einmal begonnen hat. In Labortestungen können wir sicherstellen, dass jede Person alle Kategorien und Wörter/Bilder verstanden hat. In den webbasierten Versionen des Tests haben wir Wörter gewählt, bei denen die meisten Leute sich bei der Kategorienzuordnung sicher waren und deren Zuordnung deshalb für so viele Menschen wie möglich so einfach wie möglich sein sollte. Wenn die Kategorien, die Sie für zutreffend halten, vom IAT als falsch behandelt werden, und sie das eine falsche Antwort markierende X besonders häufig sehen, dann wird der Test für Sie nicht adäquat sein. Wir hoffen, dass Ihnen die Erfahrung dennoch nützt.

  5. Wo kann ich detaillierte wissenschaftliche Diskussionen zum Ansatz des IAT und zur Sozialen Kognition finden?

    Antwort: Veröffentlichungen der führenden Forschenden zu diesem Themenbereich finden Sie unter http://projectimplicit.net/ und auf den persönlichen Seiten der Forscherinnen und Forscher. Eine Einführung für Einsteiger mit einem Überblick über den Themenbereich impliziter sozialer Kognition implicit social cognition) bietet ein Artikel von Greenwald & Banaji in Psychological Review, (1995), und ein zweiter Artikel, ebenfalls aus der Psychological Review (2002). Die erste Veröffentlichung zum IAT war Greenwald, McGhee, & Schwartz im Journal of Personality and Social Psychology, (1998). Ein aktuellerer Artikel von Nosek, Greenwald, & Banaji (in press) fasst die Ergebnisse zu Reliabilität (Messgenauigkeit) und Validität (Gültigkeit) des IAT zusammen. Anthony Greenwalds Webseite bietet ebenfalls Informationen zur Validität ( http://faculty.washington.edu/agg/iat_validity.htm. Wenn Sie mehr über die Konstruktion des IAT und Kritik daran wissen möchten, lesen Sie Lane et al. (im Druck).

  6. Junge Menschen zeigen eine automatische Vorliebe für "jung". Zeigen ältere auch eine automatische Präferenz für "alt"?

    Antwort: Diese Frage kann sowohl durch Ergebnisse aus Laborstudien als auch von der Originalversion dieser Webseite aus den Jahren 1998/99 beantwortet werden: Sie zeigen, dass ältere Menschen im Durchschnitt keine automatische Bevorzugung von "alt" zeigen. Bemerkenswerterweise wurde wiederholt gezeigt, dass die Bevorzugung von "jung" bei den über Sechzigjährigen genauso gross ist wie bei den Zwanzigjährigen. Woran könnte dies liegen? Möglicherweise daran, dass Altsein das ist, was von Sozialwissenschaftlern als "stigmatisierter" Status bezeichnet wird. Dies bedeutet, dass sowohl Junge wie Ältere eher Erfahrungen machen, die zur Bildung von automatischen negativen Assoziationen mit "alt" führen. Ausserdem fühlen sich die meisten Menschen nicht alt – das Konzept scheint sich nicht mit unserem eigenen Alter zu bewegen. Diese wahrscheinlich gesunde Einstellung, sich selbst als jung zu empfinden, hält uns davon ab, eine Gruppe positiv zu bewerten, der wir uns nicht zugehörig fühlen. Weitere Informationen finden Sie bei Mellott et al., 1999.

  7. Warum werden für die Gruppen "weiss" und "schwarz" Gesichter benutzt?

    Antwort: Wir haben in vielen Experimenten Namen statt Gesichtern für die Kategorien "schwarz" und "weiss" verwendet. Beispielsweise verwendeten wir Namen wie Tyrone, Malik und Jamel, um Afroamerikaner und Namen wie Scott, Ryan und Geoff, um weisse Amerikaner darzustellen. Die Schwierigkeit bei der Verwendung von Namen ist, dass sie möglicherweise die beiden Gruppen nicht exakt darstellen. Dies gilt besonders für schwarze Amerikaner, die oft traditionelle angelsächsische Namen haben. Wir verwenden für den Schwarz-Weiss-IAT daher Gesichter, um diese Schwierigkeit zu vermeiden. In Laborexperimenten, die sowohl Gesichter als auch Namen für Schwarze und Weisse verwendeten, wurden sehr ähnliche Ergebnisse für Namen und Gesichter gefunden. Selbstverständlich gibt es viele Möglichkeiten, um eine Gruppe darzustellen (durch Namen, physische Eigenschaften, Sprache, kulturelle Gewohnheiten usw.). Gesichter sind eine sehr naheliegende Möglichkeit, weil die Zuordnung einfach und unabhängig von der gesprochenen Sprache ist.

  8. Stammt die Bevorzugung von Weissen gegenüber Schwarzen im Rassen-IAT einfach daher, dass die Gruppe, der man selbst angehört, eher bevorzugt wird?

    Antwort: Für weisse Menschen, die den Test bearbeiten, entspricht die automatische Bevorzugung von Weissen möglicherweise der Bevorzugung von Mitgliedern der eigenen Gruppe. Allerdings ist an der automatischen Bevorzugung von Weissen mehr dran – sie tritt ungefähr gleich stark bei asiatischen Amerikanern auf, die weder zur schwarzen noch zur weissen Bevölkerungsgruppe gehören. Insofern spiegelt der IAT eine Einstellung wieder, die durch Erfahrung innerhalb einer Kultur erworben wird, in der schwarze Amerikaner gesellschaftlich nicht hoch angesehen sind. Zudem sollten Schwarze, falls der IAT tatsächlich die Bevorzugung der eigenen Gruppe erfasst, eine ähnlich grosse Präferenz für die Mitglieder ihrer eigenen Gruppe zeigen. Wir wissen aber, dass das nicht der Fall ist: Die Hälfte der Afroamerikaner zeigt eine automatische Präferenz für Schwarze, die andere Hälfte hingegen für Weisse. Wir schliessen aus solchen Daten, dass die vom IAT gemessene Präferenz eine Kombination darstellt aus einerseits der automatischen Bevorzugung von Mitgliedern der eigenen Gruppe, die andererseits dadurch moderiert wird, was im grösseren kulturellen Kontext als 'gut' gilt.

  9. Zeigen schwarze Teilnehmende im Rassen-IAT eine Vorliebe für Schwarze gegenüber Weissen?

    Antwort: Obwohl die Mehrheit der weissen Teilnehmer eine Präferenz für "weiss" gegenüber "schwarz" zeigt, sind die Ergebnisse für schwarze Teilnehmer nicht so eindeutig. Obwohl einige schwarze Teilnehmer eine Präferenz für "weiss" gegenüber "schwarz" zeigen, zeigten andere keine, und wieder andere eine Präferenz für "schwarz" gegenüber "weiss". Die Daten, die auf dieser Webseite gesammelt werden, zeigen immer wieder fast gleiche Anteile Schwarzer, die eine pro-weiss-Tendenz zeigen, wie auch Schwarzer, die eine pro-schwarz-Tendenz zeigen. Ein Teil davon kann interpretiert werden als schwarze Teilnehmer, die ähnliche negative Assoziationen über ihre Gruppe durch das kulturelle Umfeld übernommen haben und gleichzeitig konkurrierende positive Assoziationen durch ihre eigene Mitgliedschaft dieser Gruppe erfahren. Weitere Informationen finden Sie bei Nosek, Banaji, & Greenwald, 2002.

  10. Bevorzugen Kinder automatisch Weisse gegenüber Schwarzen?

    Antwort: Die Auffassung, dass Kinder ohne Präferenzen für bestimmte Gruppen geboren werden und sich diese erst durch eine mit Vorurteilen belastete Umgebung aneignen, ist naiv. Fraces Aboud zeigte, dass Kinder explizit negative Einstellungen gegenüber Gruppen äussern, denen sie nicht angehören (sogenannte Outgroups). Wir konnten zeigen, dass sechsjährige, zehnjährige und erwachsene Weisse eine gleich starke automatische Präferenz für ihre eigene Gruppe zeigen. Mit der Zeit ist jedoch eine Abnahme der explizit ausgedrückten Präferenzen zu beobachten: Sechsjährige äussern ihre Präferenz am stärksten, Zehnjährige geringer und Erwachsene am wenigsten. (Baron & Banaji, 2006; Dunham, Baron, & Banaji, im Druck)

  11. Was bedeutet es, wenn mein IAT-Testergebnis als "schwach", "mittel" oder "stark" bezeichnet wird?

    Antwort: Nehmen wir an, dass Sie schneller antworten, wenn Bilder von Blumen und angenehme Worte gepaart werden als wenn Bilder von Insekten und angenehme Worte gepaart werden. Das Ergebnis würde als automatische Präferenz für Blumen beschrieben werden (das Ergebnis zeigt die Assoziation zwischen Konzepten, auf die schnell reagiert wird, wenn sie gepaart werden). Die Bezeichnungen "gering", "mittel" und "stark" beziehen sich auf die Stärke dieser Assoziation – also wie sehr Sie Blumen mit angenehmen Wörtern assoziieren. Egal welchen IAT sie nun gemacht haben: Wenn ein Reaktionszeitunterschied zwischen verschiedenen Paar-Kombinationen festgestellt wird, der so stark ist, dass er Ihnen offensichtlich auffällt, dann wird dieser wahrscheinlich als "stark" ausgewiesen. Einen "mittleren" Effekt können sie unter Umständen auch noch selbst bemerken. Ein "schwacher" Effekt ist so schwach, dass eine statistische Analyse ihn zwar ausweist, sie selbst sich dessen jedoch nicht zwangsläufig bewusst geworden sind.

  12. Ich bekam die Rückmeldung, dass es zu viele Fehler gegeben hat, um ein Ergebnis ermitteln zu können. Heisst das, dass ich keine automatische Präferenz habe?

    Antwort: Der Test benötigt eine bestimmte Anzahl korrekter Antworten, um ein interpretierbares Ergebnis ausweisen zu können. Wenn Sie die Meldung erhalten, dass Sie "zu viele Fehler gemacht haben, um ein Ergebnis generieren zu können", dann können die von Ihnen gelieferten Daten nicht mit Sicherheit hinsichtlich automatischer Assoziationen ausgewertet werden. – Davon zu unterscheiden ist das mögliche Ergebnis, dass nur eine "geringe bis gar keine Assoziation" gefunden wurde.

  13. Wann stimmen implizite Einstellungen mit expliziten überein?

    Antwort: Es gibt zwei Gründe dafür, warum sich direkte (explizite) und indirekte (implizite) Einstellungen unterscheiden können. Die einfachere Erklärung ist, dass eine Person eine bestimmte Einstellung nicht korrekt angeben will. Wenn beispielsweise ein Professor einen Studierenden fragt, ob er Seifenopern mag, könnte ein Studierender, der zwei Stunden täglich Seifenopern schaut, dennoch mit "nein" antworten, weil ihm die Antwort peinlich ist. Die zweite Erklärung ist, dass eine Person ihre Einstellung nicht korrekt angeben kann. Zum Beispiel könnten Schweizer, die gefragt werden, ob sie Schwarze mögen, mit "ja" antworten, weil sie sich selbst als nicht vorurteilsbeladen sehen. Ein IAT jedoch könnte aufzeigen, dass dieselben Personen dennoch negative Assoziationen gegenüber Schwarzen haben. (Ergebnisse dieser Art wurden häufig klar belegt.) Schweizer mit diesem Antwortverhalten sind sich ihrer negativen Assoziationen einfach nicht bewusst und können sie deshalb auch nicht explizit angeben. Die beiden Möglichkeiten ähneln dem Verbergen von etwas vor anderen und dem Verborgensein einer Sache vor einem selbst. Für weitere Informationen über das Verhältnis impliziter und expliziter Einstellungen siehe Nosek, 2005.

  14. Was kann ich tun, wenn sich bei mir eine automatische Präferenz zeigt, die ich lieber nicht hätte?

    Antwort: Zunächst beachten Sie bitte, dass diese Online-IATs nicht völlig akkurat sind. Es kann ratsam sein, den Test zu wiederholen, bevor Sie auch nur eine vorsichtige und vorläufige Schlussfolgerung ziehen. Andererseits ist es sehr gut möglich, eine automatische Präferenz zu haben, die man lieber nicht hätte (bei vielen der Forscher, die diesen Test entwickelt haben, ist es auch der Fall). Eine Lösungsmöglichkeit kann sein, Erfahrungen zu suchen, die die automatische Assoziation auflösen oder umkehren können. Das kann zum Beispiel so aussehen, dass man sich mit Material beschäftigt, welches der impliziten Präferenz widerspricht, oder dass man direkt eigene Erfahrungen mit der betreffenden Personengruppe sammelt. Eine praktikablere Möglichkeit kann es sein, sich bewusst daran zu erinnern, dass man automatische Präferenzen hat und dass diese einen ungewollten Einfluss auf Entscheidungen und Beurteilungen nehmen können. Zusätzlich könnten Sie beginnen, bewusst Dinge zu planen, die unbewussten Einstellungen widersprechen und sich bewusst anders zu verhalten, als Sie es normalerweise tun. Zum Beispiel können Sie ältere Menschen bewusst anlächeln, wenn Sie wissen, dass Sie implizite jungen Menschen bevorzugen. Es wird aktuell viel dazu geforscht, wie man unerwünschte automatische Assoziationen effektiv ändern kann. Die gute Nachricht ist, dass automatische Assoziationen zwar automatisch, aber auch veränderbar sind. Für mehr Informationen siehe Blair, 2001.

  15. Falls das Testergebnis darauf hinweist, dass eine Gruppe gegenüber einer anderen bevorzugt wird, könnte dies an der unterschiedlichen Vertrautheit mit den jeweiligen Gruppen liegen?

    Antwort: Die Möglichkeit, dass Vertrautheit mit einer Kategorie (z.B. Blumen) im Vergleich zur anderen (z.B. Insekten) einen Einfluss auf das Testergebnis haben könnte, wurde in der Forschung getestet. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass unterschiedliche Vertrautheit mit den Kategorien nur einen geringen Einfluss auf den IAT-Effekt hat. Gleichzeitig gibt es aber eine ausgewiesene Beziehung zwischen Vertrautheit und Mögen – denn man mag eher Dinge, die einem vertraut sind, als Dinge, die man nicht kennt. Auf diese Weise kann Vertrautheit durchaus eine Rolle für das IAT-Ergebnis spielen. Die Gesichter, die in den Web-Versionen der Rasse- und Alters-IATs benutzt werden, sollten Ihnen unbekannt sein, da sie computergenerierte "Morphs" und nicht die Gesichter tatsächlicher Personen sind. Für weitere Informationen siehe Ottaway et al., 2000, Dasgupta et al., 1999 und Rudman et al., 1999. Auch in frühen, klassischen Ergebnissen psychologischer Forschung gibt es einen Zusammenhang zwischen Vertrautheit und Mögen, was gut die Präferenzen junger Kinder für ihre eigene Gruppe und das ihnen Vertraute erklären kann (siehe Baron & Banaji, 2006). Was also als implizites Vorurteil ausgewiesen wird, kann seinen Ursprung auch nur in der Unbekanntheit haben.

  16. Bedeutet es, dass ich Vorurteile habe, wenn das Ergebnis im Rassen-IAT eine automatische Vorliebe für Weisse zeigt?

    Antwort: Das ist eine sehr wichtige Frage. Sozialpsychologen verwenden das Wort "voreingenommen", um Menschen zu beschreiben, die negative Einstellungen und diskriminierendes Verhalten gegenüber unterschiedlichsten Gruppen aufweisen. Viele Menschen, die eine automatische Bevorzugung von weissen Menschen zeigen, sind nicht voreingenommen im Sinne dieser Definition. Diese Menschen können diskriminierendes Verhalten zum Teil vermeiden, weil Sie aktive Anstrengungen unternehmen, um sich nicht durch ihre automatische Bevorzugung von weissen Menschen beeinflussen zu lassen. Wenn diese Anstrengungen jedoch nachlassen, können diese scheinbar unvoreingenommenen Menschen sehr wohl diskriminierendes Verhalten in ihrer Denkweise und in ihrem Tun zeigen. Die Frage nach dem Zusammenhang zwischen impliziten und expliziten Einstellungen ist von grossem Interesse für die Sozialpsychologie und einige Forscherinnen und Forscher untersuchen diese Frage in Bezug auf Einstellungen gegenüber unterschiedlichen Rassen. Für mehr Informationen siehe Banaji, Nosek, & Greenwald, 2004.

  17. Zeigen sich auch in anderen Ländern als in den USA automatische Vorlieben für bestimmte ethnische Gruppen oder Rassen gegenüber anderen?

    Antwort: Ja. Dies konnte wiederholt bei der Verwendung des IATs in unterschiedlichen asiatischen, europäischen und australischen Stichproben gezeigt werden. Wir nehmen stark an, dass diese automatischen Vorlieben ein universelles Phänomen sind.

  18. Warum bevorzugen viele Menschen Weisse gegenüber Schwarzen?

    Antwort: Die starke Verbreitung der automatischen Bevorzugung von Weissen unter Amerikanern hat ihre Ursache möglicherweise in den gesellschaftlich tief verwurzelten negativen Assoziationen mit der schwarzen Bevölkerungsgruppe. Die Vielzahl der negativen Äusserungen und Berichterstattungen über schwarze Amerikaner in der amerikanischen Kultur und in den Massenmedien hat daran womöglich einen wesentlichen Anteil. Diese negativen Äusserungen sind möglicherweise ihrerseits eher das Erbe einer langen Geschichte von Rassendiskriminierung in den Vereinigten Staaten als ein Ergebnis von absichtlich gewollter Diskriminierung.

  19. Was ist eine "implizite" Einstellung?

    Antwort: Eine Einstellung ist eine positive oder negative Bewertung eines Objektes. Eine implizite Einstellung ist eine Einstellung, die auf miteinander assoziierte Objekte abfärben kann. Ein Beispiel: Die Firma Ihres Ehemanns oder Ihrer Ehefrau ist in eine Rechtsstreitigkeit verwickelt. Ihre Tendenz, an die Unschuldigkeit der Firma zu glauben, kann eine Folge Ihrer positiven Einstellung gegenüber Ihrem Ehemann oder Ihrer Ehefrau sein. Umgekehrt ist Ihre positive Einstellung zu dieser Firma ein indirekter (impliziter) Indikator für Ihre positive Einstellung gegenüber Ihrem Ehemann oder Ihrer Ehefrau. (Wenn Sie die Firma für schuldig halten, ist Ihre Ehe möglicherweise in Schwierigkeiten!) Die Bezeichnung "implizit" veranschaulicht, dass diese einflussreichen Einstellungen teilweise nicht offenkundig sichtbar und manchmal dem Bewusstsein nicht zugänglich sind.

  20. Was ist ein "implizites" Stereotyp?

    Antwort: Ein Stereotyp ist die Überzeugung, dass sich die Mitglieder einer Gruppe durch bestimmte Eigenschaften auszeichnen (zum Beispiel, dass alle Frauen mütterliche Eigenschaften haben). Ein implizites Stereotyp ist ein Stereotyp, das stark genug ist, um ausserhalb bewusster Kontrollmöglichkeiten zu wirken. Versuchen Sie beispielsweise folgende Frage zu beantworten: Ist Horst Glas der Name einer berühmten Person? Wenn Sie dies bejahen, vor allem wenn Sie dies eher bejahen als dieselbe Frage zu Susanne Glas, bringen Sie möglicherweise indirekt ein Stereotyp zum Ausdruck, das die Kategorie männlich (mehr als die Kategorie weiblich) mit Berühmtheit assoziiert. Dies kann der Fall sein, obwohl es berühmte Frauen mit ähnlich klingenden Nachnamen (z.B. Uschi Glas) gibt. Diese Art von Entscheidungen wurde in einer der ersten experimentellen Studien zu impliziten Stereotypen verwendet (Banaji & Greenwald, 1995; Banaji, Hardin, & Rothman, 1994).

  21. Was sind "explizite" Einstellungen oder Überzeugungen?

    Antwort: Explizite Einstellungen und Überzeugungen können direkt und öffentlich zum Ausdruck gebracht werden. Die Frage nach Ihrer Wertschätzung für bestimmte Gruppen, für Naturwissenschaften oder für Sie selbst vor der Bearbeitung des IATs ist ein Beispiel für eine explizite oder bewusst zugängliche Einstellung. Das Standardverfahren zur Erfassung dieser direkten Äusserungen besteht darin, Personen zu bitten, sich selbst zu beschreiben (dieses Verfahren wird in der Wissenschaft als "Selbstbericht" bezeichnet). Beispielsweise können die Antworten, die Sie typischerweise bei Meinungsumfragen geben, als explizite Einstellungen oder Überzeugungen angesehen werden.

  22. Was ist der Unterschied zwischen "implizit" und "automatisch"?

    Antwort: Die Begriffe "unbewusst", "automatisch" und "implizit" sind eng miteinander verwandt. Sie beziehen sich alle auf mentale Assoziationen, die so stark sind, dass sie ausserhalb des Bewusstseins und ohne Absicht oder Kontrolle wirksam werden.

  23. Was ist der Unterschied zwischen "Präferenz" oder "Einstellung" und "Assoziation"?

    Antwort: Eine "Assoziation" wird gekennzeichnet durch die Stärke, mit der zwei Konzepte miteinander verknüpft sind. Beispielsweise assoziiert eine Person Wissenschaft möglicherweise eher mit Männern als mit Frauen aufgrund ihrer Überzeugungen zu unterschiedlichen Kompetenzbereichen oder aufgrund ihrer Beobachtungen zu unterschiedlichen Geschlechtsverteilungen im Wissenschaftsbereich. Diese Assoziation stellt ein Stereotyp dar, das heisst die Assoziation zwischen einem Konzept (Wissenschaft) und einem Attribut (männlich oder weiblich). Eine "Bevorzugung" oder eine "Einstellung" ist ein bestimmter Typ von Assoziationen. Eine Einstellung ist die Assoziation zwischen einem Konzept und dessen Bewertung im Sinne von gut-schlecht, positiv-negativ oder angenehm-unangenehm. Der IAT kann die Assoziationen zwischen Konzepten und Bewertungen messen. Diese werden als automatische Bevorzugungen oder Einstellungen bezeichnet. Beispielsweise ist eine stärkere Assoziation zwischen "jung" und "gut" als zwischen "alt" und "gut" ein Anzeichen für eine implizite Bevorzugung von "jung" gegenüber "alt".

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